Zur Vertiefung

Warum feiern wir gemeinsam Gottesdienst?

Grundsätzlich gilt: Wenn Menschen sich im Namen von Jesus versammeln, dann gilt: Jesus selbst ist da. Er verspricht nämlich: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte« (Mt 18,20). Deshalb wissen lebendige und mündige Christen, dass es keine Pflicht ist in den Gottesdienst zu gehen, sondern ein Privileg. Denn dort begegne ich Jesus. Dies hat zwei Aspekte.

  1. Gott dient uns! In Johannes 13 wird beschrieben, wie Jesus seinen Freunden dient, indem er einen Sklavendienst an ihnen vollzieht und ihnen die Füße wäscht. Das ist das Grundprinzip des Gottesdienstes: Jesus ist da und er dient uns. Er segnet und er heilt. Er bestärkt und korrigiert. Er ermutigt und er heiligt uns. Kurz gesagt: Jesus evangelisiert uns. Das heißt, er schreibt uns seine Wahrheit ins Herz und vergewissert uns, dass er uns liebt, dass seine Gerechtigkeit auch für uns reicht und dass wir nicht so bleiben müssen, wie wir sind. Dies tut Jesus u.a. durch die Predigt, die er als sein Wort gebraucht, um seine Wahrheit immer wieder neu in unsere Köpfe und Herzen zu tragen. Er tut es in der Anbetung, wo wir seine Wahrheit besingen, seine Schönheit und Größe bejubeln, das Schwere beklagen und ihm begegnen. Diese Begegnung verändert uns. Er tut es im Gebet, wenn er das, was ihn bewegt, mit uns teilt und wir das, was uns bewegt, in seine Hände legen. Auf sehr besondere Weise begegnet uns Jesus im heiligen Abendmahl. Er lädt uns an seinen Tisch. Er hat versprochen an diesem Ort auf besondere Weise gegenwärtig zu sein. Er schenkt sich uns und wir dürfen es schmecken: So konkret wie dieses Brot und so konkret wie dieser Wein, so konkret ist Jesus bei uns und für uns. Schließlich ist es auch die Begegnung miteinander, in der Jesus uns begegnet. Der andere ergänzt mich, fordert mich heraus und hilft mir, Gott und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Das Ergebnis: Gottesdienst tut uns gut. Wir brauchen das. Wenn wir erkannt haben, welches Geschenk uns Gott damit macht, wird Gottesdienst zu einem wunderbaren Muss – wie bei einem guten Witz – da muss man auch lachen. Und was uns gut tut, ist auch für unsere Freunde gut. Ein Gottesdienst, in dem Gott uns dient, ist ausstrahlend und anziehend – er ist missionarisch.

  2. Wir dienen Gott! Als Antwort und Reaktion (und nur als das!) ist Gottesdienst unser Dienst an Gott. Wir nehmen uns Zeit. Wir suchen Gottes Nähe und richten uns auf ihn aus. Wir loben und ehren Gott. Dabei ist die Zeit des Gottesdienstes so etwas wie eine verdichtete Stunde unseres alltäglichen Lebensstils. Vor allem aber bedeutet Gottesdienst, dass wir Gott erfreuen: Im Lukasevangelium (22,15) sagt Jesus seinen Freunden anlässlich ihres (vorerst) letzten gemeinsamen Essens: »Sehnlichst habe ich mir gewünscht, heute Abend mit euch zu essen…« Gott will uns treffen. Er sehnt sich nach uns. Er liebt uns. Sind wir nicht bei ihm – so fehlen wir ihm. Wenn wir uns Zeit für die Begegnung mit Gott im Gottesdienst nehmen, dann machen wir ihm eine große Freude und dienen ihm. Es geht in erster Linie überhaupt nicht darum, was wir für ihn tun. Es geht zu allererst darum, dass wir bei ihm sind. Und daraus erwächst dann unser Dienst an Gott als Tat und Mitarbeit. Diese ist dann so vielfältig wie die Menschen, die sie tun: Ich kann predigen und mithelfen, dass jeder die Schönheit und Wahrheit des Evangeliums hört und ein klein wenig mehr glaubt. Ich kann Musik machen und die Gemeinde in das Lob Gottes mit hinein nehmen. Ich kann Menschen zum Gottesdienst einladen und sie begleiten, Fragen beantworten oder erklären, was wir dort tun. Ich kann für Menschen beten und sie segnen. Ich kann das Abendmahl austeilen und den Menschen zusprechen, dass Jesus sich ihnen schenkt. Oder ich bringe etwas zu Essen mit und bin ein guter Gastgeber, der Besuchern hilft, sich wohl zu fühlen und anzukommen. Von dort aus, sendet mich Jesus in meinen Alltag als ein geliebtes Gotteskind und als Freund von Jesus. So bin ich sein Botschafter in der Welt und mein Alltag wird ein Gottesdienst.

 

In all dem ist das Großartige und Besondere, dass es Jesus selbst ist, der mit uns feiert und der versprochen hat, alle Tage bei uns zu sein – und dies ganz besonders, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern.